Bericht von der 34. Bundestagung Theaterpädagogik

Veranstaltungsort Offenbach am Main 20. und 21. November 2021

Im Unterschied zum zentralen Programm anderer Veranstaltungsorte in Deutschland konnte unser dezentrales Programm erst am Samstag um 10 Uhr in den Räumlichkeiten der wunderbaren Offenbacher Parkside Studios beginnen. Zu dieser Uhrzeit veräumte dort der Partyservice noch die Reste der letzten Nacht. Für die dezentrale Präsenzveranstaltung in Hessen lagen nur wenige Anmeldungen von Personen, die nicht dem LTPH angehören, vor, und bis kurz vor Beginn erreichten uns noch Absagen. Dadurch, dass wir uns dann in einer leicht überschaubaren Runde befanden, konnten wir uns im weiteren Vorgehen zumindest umso flexibler entscheiden.

Samstag, 20.11.2021

Nachdem wir in kleiner Runde eingetroffen waren und uns begrüßt hatten, begannen wir mit der Workshopeinheit „Körper, Stimme – Kommunikation“: Nach einem Warmup zu Atmung, Haltung und >innerem< Training gab es einen kurzen überblickenden Theorieteil zum Thema Stimme mit Fokus auf Druck/ Anspannung gegenüber der Entspannung und die wesentliche Dimension des (Zu)Hörens.

Daran anknüpfend standen eine Vielzahl kurz umrissener Kommunikationssituationen zur Disposition, die unter der Frage „Was beeinflusst wie meine Stimme?“ zum szenischen Experimentieren und Erfinden einladen. Abschließend spielten wir eine Sprechweisen-Impro mit zufällig gezogenen Karten in einer gemeinsamen Runde. Durch die geringe Teilnehmerzahl war die Reihenfolge so vorzuziehen, und die Erfahrungswerte aus dem Austausch im KollegInnenkreis konnten den Workshop bereits sehr bereichern.

Nach der Mittagspause ging es weiter mit „Fümms bö wö tää zää Uu – Vom vergnüglichen Spiel mit Sprache, Silben, Lauten“ von Judith Senger, die uns ein breites Spektrum an Übungen zu Training und Pflege der Stimme unter Einbeziehung des ganzen Körpers sowie sämtlicher Sinne bot, und uns weiter über einschlägige lautmalerisch-musikalische Lyrik verschiedener Zeiten und Kontinente in das Spiel mit unseren Stimmen führte.

Ein Impuls kam vom Spracherwerb der Kinder:„Sie spielen mit der Sprache – zerpflücken und rhythmisieren sie, lösen die Laute von ihrem Inhalt, haben Spaß an Verdrehungen und Wiederholungen.“ und stellten uns die Frage: „Warum haben wir uns diesen Spaß irgendwann verkniffen (zumindest in der Öffentlichkeit)?“ Ziel war dabei „Anarchie durch Dekonstruktion,(…) das Erkunden des Klangs,(…) alberne Spiele und (…) das Finden neuer Strukturen.“

Als nächstes bekamen wir von Karl Kiesel (in allen Rollen) ein Klassenzimmerstück mit Publikumsbeteiligung dargeboten. Unter der Regie von Judith Senger widmet sich dieses Stück über episodenweise Ausschnitte aus „Romeo und Julia“ im ständigen Rollenwechsel des Spielers dargestellt, unterbrochen und geordnet von animierten Moderationseinheiten. Es gab viel spannendes Feedback, und das Stück wurde insgesamt begeistert aufgenommen.

Mit dem Abend bahnte sich dann der von Köln ausgestrahlte Hybridworkshop um 19 Uhr an.

Hier zeigten sich die Grenzen der Digitalität: die sicherlich faszinierende Ausstrahlung des Workshopleiters blieb sozusagen am Bildschirm hängen. Die Umsetzung der Übungen bedurften einer starken mentalen, fast sprituellen Vorstellungskraft und da wäre die physische Präsenz des Anleiters sicherlich hilfreich gewesen.

Sonntag, 21.11.2021

Der Sonntag begann für uns erneut in den großen, hellen Räumen der Parkside Studios und einem hybriden Warmup gleichzeitig über Video und in der Runde. Anschließend ging es für uns weiter mit >Audiodramen< von Fabian Guillery, der uns knapp und wirkungsvoll einen Einstieg zur Entstehung des Hörspiels, seiner Theorie und technischen Mitteln in Handwerk und Gestaltung bot. Als nächstes beschäftigte uns die Erzeugung von Geräuschen mit einer bunten Vielfalt an geeigneten Utensilien vom Joghurtbecher über den Fahrradschlauch bis hin zu Mini-Instrumenten. Im nächsten Schritt erfanden wir mit Stimme und selbst erzeugten Geräuschen eine kurze Geschichte, probten sie und nahmen sie auf. Im letzten Schritt stellten wir über eine Einführung in Audacity (sowie ähnliche Tonbearbeitungsprogramme) unser Hörspiel zusammen fertig und konnten es uns zum Schluss gemeinsam anhören.

Nach einer knappen Mittagspause begann dann um 15 Uhr vor Ort die zweite Mitgliederversammlung des Landesverbandes Theaterpädagogik Hessen (LTPH), dort ging es in hybrider Form noch bis 18 Uhr um Formalien und inhaltlich um Institutionalisierung und Professionalisierung unserer Arbeit.

Wir werden als LTPH die Workshops erneut in einer Tagung im Frühjahr/Frühsommer anbieten und freuen uns darauf dann hoffentlich viele Menschen zu sehen.

Tobias Varennes, Judith Senger, Katharina Fertsch-Röver